Text: Ehren-Kreisbrandmeister Hermann Nolte
Tag für Tag stehen Bilder in den Tageszeitungen, wo die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz ist, um Menschen in Not zu helfen und Menschenleben zu retten. Schalten wir die Nachrichten im Fernsehen ein, sieht man erschreckende Bilder auf dem Bildschirm. Sei es bei Bränden, Flutkatastrophen, Waldbränden oder bei schweren Verkehrsunfällen auf den Landstraßen oder Autobahnen. Seit den Anfängen der Freiwilligen Feuerwehren am Ende des vorletzten Jahrhunderts hat sich vieles verändert. Damals gab es hauptsächlich Brände zu bekämpfen. Heute ist das Einsatzspektrum breiter gefächert und wird nicht mehr von den Schadensfeuern dominiert. Inzwischen machen die vielfältigsten Arten technischer Hilfeleistungseinsätze den Großteil der Einsätze aus, somit erhöhen sich auch die Ansprüche an die Einsatzkräfte um ein Vielfaches. Entsprechend haben sich auch die Anforderungen an Ausrüstung und die Ausbildung im Laufe des Jahrzehnts verändert. Die Ausbildung in den vielen verschiedenen Lehrgängen auf Stadt-, Kreis- und auf Landesebene erfordert heute einen hohen Zeitaufwand, der von den freiwilligen Feuerwehrmitgliedern unentgeltlich in ihrer Freizeit wahrgenommen wird.
Nach dem in NRW geltenden Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG) kann nur die Person in die Freiwillige Feuerwehr eintreten, die in Vollbesitz der geistigen und guten körperlichen Gesundheit ist. Die Einsätze verlangen vom Einsatzpersonal viel. Was sind das für Frauen und Männer, die Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr werden wollen? Es sind Idealisten, die ihren Mitmenschen helfen wollen und Mut zeigen und die auch nicht scheuen ihre Freizeit und ihre Gesundheit zum Wohle ihrer Mitbürger zu opfern. Die im Einsatzdienst tätigen Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren sind freiwillig, unentgeltlich und ehrenamtlich im Dienste der Gemeinschaft tätig.
Durch Übungsabende werden den Mitgliedern die ersten Begriffe der feuerwehrtechnischen Ausrüstung nahegebracht. Es folgt die als „Grundlehrgang“ bezeichnete Truppmannausbildung (Dienstgrad: Oberfeuerwehrmann/-frau) auf Stadtebene, der an den Wochenenden durchgeführt wird. Als zweites folgt der Lehrgang zum Truppführer (Dienstgrad: Unterbrandmeister/-in) und ist auf Kreisebene. An der Landesfeuerwehrschule „Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen“ (IdF NRW) in Münster wird in einem 14-tägigen Lehrgang zum Gruppenführer (Dienstgrad: Brandmeister/-in) ausgebildet. Am IdF wird viel verlangt. Die Ausbildung zum Führen eines Löschzuges ist der Zugführer-Lehrgang (Dienstgrad: Brandinspektor/-in). Es folgen noch die Verbandsführer- (Dienstgrad: Brandoberinspektor/-in) und Leiter einer Feuerwehr-Lehrgänge (Dienstgrad: Stadtbrandinspektor/-in). All diese Ausbildungen durchlaufen die Feuerwehrfrauen und -männer auf freiwilliger Basis, um für die schweren Einsätze gerüstet zu sein. Dazu kommt noch die technische Ausbildung als Sprechfunker, Atemschutzgeräteträger, Maschinisten, Gerätewart, Atemschutzgerätewart, sowie Lehrgänge in den Bereichen Technische Hilfeleistung und den atomaren, biologischen und chemischen Gefahren (ABC). Die Übungsabende, die regelmäßig durchgeführt werden, dienen der Auffrischung und den neuen Erkenntnissen in der Technik.
Die Einsatzbereitschaft der Mitglieder besteht 24 Stunden, sieben Tage die Woche – auch an Sonn- und Feiertagen, bei Tag und Nacht. Jeder Einsatz stellt die Feuerwehr vor große Aufgaben. Mit der Alarmierung durch die Leitstelle werden Einsatzort und die Schadenslage der Feuerwehr gemeldet. Der Einsatzleiter kann auf Grund der Schadenmeldung grob die Lage einschätzen und die nötige Strategie auf der Fahrt zum Einsatzort vorbereiten. Die Einsätze sind nicht immer gleich. Jeder Einsatz ist eine besondere große Herausforderung an die Einsatzkräfte, sei es körperlich oder physisch. Bei Bränden, Hochwasser oder Verkehrsunfällen, sind Menschen in Gefahr oder es sind Sachschäden. Bei Bränden wird das Hab und Gut einer Familie oder der Betrieb zerstört, welches sich in jahrelanger Arbeit erworben wurde. Es ist immer mit Leid verbunden. Aber die Menschenrettung hat Priorität und geht allem vor. Wichtig ist immer, dass möglichst kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Auch hier sehen die Einsatzkräfte das Leid der Geschädigten, welches sie verkraften müssen. Das Einsatzstichwort „Verkehrsunfall“ ist für die Freiwillige Feuerwehr immer eine große Herausforderung. Die Ungewissheit, kann es ein Verwandter oder ein Bekannter sein, ist schon herausfordernd. An der Einsatzstelle und nach der ersten Erkundung stellen sich viele Fragen: Gibt es Verletzte? Wie groß ist die Gefahr für die betroffenen Personen? Wie können wir am schnellsten helfen? Jeder Befehl des Einsatzleiters an die Einsatzkräfte muss in Sekunden klar und deutlich sein. Ein falscher Einsatzbefehl hat verheerende Folgen, denn es sind Entscheidungen über Leben und Tod. Aber was bedeutet das für die Einsatzkräfte? Sie sehen den oder die Schwerverletzten, geben alles und stoßen doch manches Mal an ihre Grenzen, körperlich und physisch ist es für die Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann eine große Belastung. Erfolgreiche Einsätze und die Rettung von Personen aus Gefahrenlagen ist für die Einsatzkräfte ein besonderes Glücksgefühl. Kommt allerdings jede Hilfe zu spät, sind solche Einsätze eine große physische und seelische Belastung und geht an die Substanz. Gerade für junge Einsatzkräfte ist es eine große Belastung. Nach dem Einsatz kann man nicht gleich in den Alltag zurückkehren. Man setzt sich zusammen und spricht miteinander. In der Freiwilligen Feuerwehr gibt es eine Psychosoziale Unterstützung, die gemeinsam mit den Einsatzkräften das Geschehen aufarbeiten. Es fließen auch schon mal Tränen.
In den Haushaltsplan der Städte und Gemeinden werden Ausgaben und Investitionen für die Freiwillige Feuerwehren fest eingeplant. Diese Gelder werden zur Anschaffung von Fahrzeugen oder moderner Ausrüstung, die die Feuerwehr bei ihren schweren Einsätzen gebraucht. Für den Fortbestand der Einsatzkräfte innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr sind Jugendgruppen sehr wichtig. Kinder können ab 6 Jahren in die Kinderfeuerwehr eintreten. In den Übungsstunden werden die Kinder spielerisch mit den Grundsätzen der Feuerwehr vertraut gemacht. Jungen und Mädchen können ab 10 Jahren in die Jugendfeuerwehr eintreten. Die Kinder- und Jugendfeuerwehren sind die Rohdiamanten, die durch die gute Ausbildung der Betreuer und Ausbilder für den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr herangebildet werden. Im Alter von 18 Jahren erfolgt die Übernahme in die Einsatzabteilung, um Personen in Notlagen Hilfe zu leisten.